Catlins: Die einsame Schönheit
Bei unserer Reiseplanung hatten wir lange überlegt, ob wir die Catlins in der südlichsten Region Neuseelands besuchen wollen. Dies geht vielen bei der Routenplanung so, denn die Catlins kann man leicht streichen, da sie nicht auf der „Hauptroute“ liegen.
Nicht, dass ihr mich falsch versteht:
Am liebsten hätten wir uns in Neuseeland alles angeguckt.
Nur die liebe Zeit sprach dagegen.
Letztendlich hatten wir uns jedoch für die Catlins entschieden, auch wenn dies eine längere Fahrt bedeutete.
Denn die Landschaft in dieser Region war noch einmal ganz anders, als die bisherigen Highlights in Neuseeland.
Von Te Anau in die Catlins
Wir starteten unsere Fahrt von Te Anau los in Richtung Catlins.
Dieser Streckenabschnitt war rückblickend der am wenigsten spektakuläre:
Die Landstraßen erinnerten uns an 08/15-Straßen aus Deutschland, mit einigen landwirtschaftlichen Betrieben an den Straßenrändern.
Auch das Wetter ließ an diesem Tag zu wünschen übrig: Es war regnerisch und windig und wir mussten ganz schön aufpassen, mit unserem Camper die Spur zu halten.
In Winton versorgten wir uns noch einmal mit allen wichtigen Lebensmitteln im Supermarkt, da es in den Catlins nur sehr begrenzte Einkaufsmöglichkeiten gibt.
Nach ca. 4 Stunden kamen wir dann bei unserem Campingplatz in den Catlins an: das Tumo Toka Curioscape.
Einzigartiger Campingplatz zwischen Porpoise Bay und Curio Bay
Der Campingplatz war selbst für Neuseeland sehr besonders:
Hoch oben auf einer steilen Küste liegt er genau zwischen den beiden Buchten Porpoise Bay und Curio Bay. Wir konnten uns nur schwer entscheiden, welche Küsten-Seite wir uns zuerst anschauen sollen.
Aber damit nicht genug: Nur wenige Gehminuten vom Campingplatz entfernt, kannst du über einen versteinerten Wald laufen und die seltensten Pinguine der Welt beobachten.
Ob sie sich uns gezeigt haben? Dazu später mehr.
Erst einmal parkten wir unser Wohnmobil zwischen hohen Flachs-Gewächsen, die wie eine natürliche Mauer die Campervans voneinander trennte. Super schön!
Und kaum hatten wir eingeparkt, kam auch schon die Sonne heraus. Perfekt.
Penguin Walk … ohne Pinguine?!
Nachdem wir uns von den schönen Blicken auf das Meer losreißen konnten, gingen wir den Penguin Walk, der entlang eines ca. 250 m langen Weges führte, auf dem man links und rechts durch Löcher in Holzvertäfelungen mit etwas Glück Pinguine beobachten kann. Denn die Pinguine brüten in dieser Gegend, weswegen man auch gebeten wird, besonders leise zu sprechen.
Zunächst sahen wir …
… nicht viel.
Außer die typischen hohen Flachsgewächse in dieser Gegend.
Versteinerter Wald am Strand in der Curio Bay
Am Ende des Weges gab es dann eine Plattform, auf der man auf den versteinerten Wald, den petrified Forest, schauen konnte.
Der versteinerte Wald an der Curio Bay erstreckt sich über 20 Kilometer und ist über 180 Millionen Jahre alt. Es handelt sich um einen der besterhaltenen fossilen Wälder weltweit. Der Wald fiel Vulkanausbrüchen zum Opfer und was man sieht, sind die versteinerten Überreste des Waldes.
Ich konnte mir vorher kaum vorstellen, wie ein versteinerter Wald aussieht. Würde man überhaupt erkennen, dass es sich um Bäume handelt?
Von oben sah es fast so aus, als würden auf dem Strand flache Steinformationen liegen.
Neugierig stiegen wir von der Plattform herunter und näherten uns den Überresten.
Und waren überrascht, wie gut erhalten die Strukturen des Holzes waren. Wir konnten die Form der Baumstämme erkennen und sogar versteinerte Pilze entdecken.
Wir konnten uns gar nicht satt sehen und liefen eine ganze Weile über die Stämme und Überreste und entdeckten immer wieder neue spannende Details.
Das große Warten auf die Pinguine
Nachdem wir die gesamte Bucht einmal durchquert hatten, kehrten wir zur Plattform zurück. Neben uns waren nur ein paar andere Besucher am Strand, sodass wir die Bucht fast für uns hatten. Oben angekommen kam uns dann ein Herr entgegen, den wir im Nachinnein den Herrn der Pinguine tauften.
Denn dieser sperrte den Weg zur Bucht mit einem Seil ab und erklärte uns, dass der Strand jetzt gesperrt sei, damit die Pinguine geschützt „nach Hause“ kommen könnten. Dies würde zwischen 5 Uhr nachmittags und Anbruch der Dunkelheit passieren. Seine Frau bestätigte dies voller Eifer und zeigte uns auf ihrem Smartphone ganze Alben von Pinguin-Fotos.
Er sammelte dann auch just die restlichen Besucher am Strand ein und die Plattform wurde zunehmend voller.
Auffällig viele trugen Ferngläaser und dicke Kamera-Objektive um ihren Hals.
Scheinbar Experten.
Wir wurden aufgeregt.
Würden jetzt Heerscharen an Pinguinen über den versteinerten Wald zu ihren Nestern tapern?
Das wollten wir auch sehen!
Voller Erwartung sicherten wir uns einen guten Beobachtungsspot und schauten auf die Bucht.
Und nichts passierte.
Daraufhin entschlossen wir uns, erst einmal zum Camper zurückzukehren.
Auf dem Weg dorthin machten wir einen kleinen Schlenk zum Living Forest. Ein kleiner schöner Wald-Rundgang, der typische Neuseeland-Pflanzen zeigt und erklärt.
Nach dem Abendessen walkten wir dann wieder über den Penguin Walk und gesellten uns zu den anderen Beobachtern. Uns wurde versichert, dass bisher noch niemand Pinguine gesehen habe.
Nach ca. 30 bis 40 Minuten begann die Menge zu raunen.
Zuerst waren wir etwas ratlos.
Doch dann sahen wir sie:
Zwei weiße Tupfer in der Ferne.
Wirklich winzige Tupfer.
Ein Pinguin-Paar war zwischen den Sträuchern hervorgekommen und taperte ein paar Meter über die versteinerten Überreste.
Selbst mit meinem Weitwinkel-Objektiv der Kamera konnte ich nur unscharfe Aufnahmen von den beiden machen.
Aber: Es waren wirklich Pinguine!
Wir mussten sehr schmunzeln.
In unserer Vorstellung sahen wir hunderte von Pinguine fröhlich über die Bucht laufen, um zu ihren Nestern zurückzukommen und ihre Nachkommen zu füttern.
Stattdessen sahen wir ein einziges Pärchen schemenhaft in der Ferne.
Vergnügt beendeten wir unser Paparazzi-Dasein und gingen zurück zu unserem Wohnmobil.
Suchbild des Tages: Wer entdeckt die Pinguine?
Tag 2 in den Catlins: Von Leuchttürmen, Wasserfällen und Seelöwen
Am zweiten Tag machten wir morgens noch einmal einen kleinen Spaziergang entlang der Steilküste. Der Blick auf die zerklüftete raue Küstenlandschaft mit der Porpoise Bay auf der einen, und der Curio Bay auf der anderen Seite, war einfach fantastisch!
In der Porpoise Bay soll man oft Delfine sehen. Uns zeigten sie sich an diesen Morgen leider nicht, aber das machte bei dem Anblick gar nichts.
Wasserfall Nr. 1+2: McLean Falls & Matai Falls
Unser erstes Ziel an diesem Tag: die McLean Falls.
Nach einem schönen Dschungelpfad stehen wir vor den McLean Falls:
Ein imposanter Wasserfall, der über drei Kaskaden fällt.
Die Catlins sind berühmt für die Wasserfälle und so machten wir uns direkt zu nächsten auf: den Matai Falls. Dieser Wasserfall war kleiner, dafür hatten wir ihn aber komplett für uns.
Da wir die Cathedral Cove am Hot Water Beach wegen der Regenfälle am Anfang unserer Reise nicht besuchen konnten, wollten wir dies in den Catlins nachholen:
Denn hier gibt es die Cathedral Caves.
Leider machten uns aber die Gezeiten einen Strich durch die Rechnung: Man kann die Caves nur bei Ebbe besuchen, gerade war aber Flut.
Wasserfall Nr. 3: Purakaunui Falls
Schönerweise haben die Catlins so viel zu bieten, dass wir weiterfahren. Wir wollten die bekanntesten Wasserfälle der Catlins sehen: die Purakaunui Falls.
Die Purakaunui Falls kann man nur über eine Gravel Road erreichen. Hier ist es wichtig, vorab beim Camper– oder Mietauto-Verleiher zu klären, welche Straßen man genau fahren darf. Gerade in den Catlins gibt es einige Ausschlüsse.
Wir hatten riesiges Glück: vor uns war scheinbar gerade eine große Touristen-Bus-Gruppe bei den Falls und es wäre sicher sehr voll gewesen auf den Wegen und vor dem Wasserfall. So waren wir aber sehr für uns und genossen nach einem 10-minütigen schönen Dschungelpfad den Anblick der beeindruckenden Purakaunui Falls.
Mehrere Wasserfälle fallen über 20 m in die Tiefe. Es ist ein fast magischer Anblick, weil sich die Wasserfälle über die drei Stufen so filigran zergliedern. Unbedingt zu empfehlen!
Das Highlight in den Catlins: der Nugget Point
Danach ging es weiter zum Nugget Point:
Ein Kap mit vorgelagertem Felsen, auf dem ein Leuchtturm steht.
Wer sich Neuseeland-Bilder im Internet anschaut, kommt um Ansichten des Nugget Point kaum herum. Und auch wir wollten den Leuchtturm erkunden.
Schon der Weg zum Nugget Point lohnt sich. Die Landschaft erinnerte mich direkt an Schottland: wild, schroff und voller Schafe!
Wir fuhren einige Serpentinen-Straßen, bis wir die Küste erreichten. Hier wies uns ein Schild darauf hin, dass auf den nächsten 8 km Seelöwen sein könnten.
Die Küstenstrecke kann absolut mit der Westküste mithalten. Wunderschöne und naturbelassene Buchten, an denen wir im Wohnmobil ganz nah vorbeifahren konnten. Denn die schmale Straße verlief direkt neben dem Meer.
Dabei sahen wir, dass sich auf einem der Felsen an den Buchten ein Seelöwe sonnte und machten kurz Halt, um dieses schöne Schauspiel zu beobachten.
Die Überraschung hinter dem Nugget Point
Am Nugget Point angekommen, parkten wir unseren Camper und gingen den ca. 1 km langen Pfad zum Leuchtturm.
Der Ausblick auf diesem Weg war fantastisch! In der Ferne der weiße Leichtturm auf dem Felsen, links und rechts das Meer und begrünte Felsformationen, die aus dem Wasser ragen. Zudem kleine Buchten, die man sich schöner nicht vorstellen kann.
Am Leuchtturm angekommen waren wir dann aber wirklich baff:
Hinter dem Leuchtturm sind im Meer noch mehr als ein Dutzend dieser Felsen, die ein ganz besonderes Panorama bilden.
Noch heute sagen wir, dass uns diese Aussicht bei unserer Reise am meisten überrascht hat.
Schöner geht es nicht: der Purakaunui Bay Campsite
Für die Nacht hatten wir uns die Purakaunui Bay Campsite ausgesucht. Ein DOC-Campingplatz, den man allerdings vorreservieren muss.
Es ist jedoch weniger ein Campingplatz, sondern eine Wiese vor einer traumhaften Bucht.
Auch hier führte der Weg wieder über eine 6 km lange Gravel Road.
Als wir ankamen, waren wir doch überrascht, wie viele andere Campervans und Wohnmobile sich diesen Campingplatz ausgesucht hatten. So viele Fahrzeuge hatten wir in den ganzen Catlins bislang nicht gesehen!
Da die Bucht aber so groß war, hatten wir kein Problem, ein Plätzchen mit Blick aufs Meer zu finden.
Direkt machten wir uns zu einem Strandspaziergang auf und erklimmten auch den nahegelegenen Berg, von dem wir eine wunderbare Aussicht über die Szenerie hatten und mit einem neuseeländischen Rentner-Pärchen ins Gespräch kamen. Sie gaben uns den Tipp, dass man wohl im Ort Oamaru Pinguine direkt im Hafen sehen könnte.
Wir ließen den Tag im Sonnenuntergang ausklingen und konnten uns beim besten Willen nicht vorstellen, diesen zauberhaften Ort am nächsten Morgen wieder zu verlassen …
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